Sprachinsel Gottschee / Kocevje

Gymnasium Gottschee (Slowenien); Quelle: siehe Impressum
Gymnasium Gottschee (Slowenien); Quelle: siehe Impressum

Gottschee / Kocevje

Slowenien

Lage: In Slowenien (ehemals Krain), südlich von Laibach an der Grenze gegen Kroatien gelegene Waldlandschaft (Karst). Stadt Gottschee 460m, Schneeberg 1289m Seehöhe.

Gründungszeit: um 1330

Geschichte: die Besiedlung erfolgte aus Osttirol (Pustertal, Lienzer Becken, unteres Iselgebiet) und dem angrenzenden Oberkärnten durch die Grafen von Ortenburg bzw. Grafen von Görz unter dem Einfluß der Patriarchen von Aquileja, 1456 im Erbweg an die Habsburger gefallen, 1791 Herzogtum Gottschee. Häufige Türkeneinfälle. Neben Rodungsarbeit und Karstwaldbauerntum auch Hausierhandel in der ganzen Monarchie (Patent von 1492). Um 1800 bereits 26000 Einwohner, seit 1880 rege Auswanderung nach Amerika. Von 1907 bis 1941@ in der Stadt Gottschee ein deutsches Gymnasium, daher Ausbildung einer bedeutenden Intelligenzschicht im damaligen Österreich. Ab 1918 ist Gottschee ein Teil von Jugoslawien, die Amtssprache ist slowenisch. 1941 kam das Gebiet an Italien, Umsiedlung in das Ranntal im Raum Gurkfeld (ehem. Untersteiermark). 1945 Flucht und Vertreibung, Zerstreuung in alle Welt (75% in den USA und Kanada), größere Gottscheer Gruppen in der Steiermark, in Kärnten und in der Bundesrepublik Deutschland.

Sprache: gemäß der großen Ausdehnung des im Gottscheer Land besiedelten Gebietes (bis zu 178 deutsche Ortschaften) reich gegliederte tirolisch-kärntnische Mundarten, die nunmehr zu einer Gottscheer Ausgleichssprache zusammengewachsen sind.

Namen: Ortsnamen abgesehen von einigen schon vorhandenen slowenischen Namen großteils deutsch; Gottschee zu slow. koca = Hütte, "Hüttendorf". Die Familiennamen erlagen im Laufe der Zeit unter dem Einfluß des Slowenischen einer gewissen Umgestaltung.

Volkskultur: höchst bemerkenswerte Traditionen in Brauchtum und Lied, bes. Balladen, teilweise mit germanisch-deutschen Sagenstoffen (Gudrun). Altertümlich geprägtes Brauchtum, besondere Erscheinungen des Volksglaubens, zahlreiche Wallfahrten. Junge Dialektdichtung nach der Vertreibung.

Kulturpflege: in Österreich Landsmannschaften in Kärnten und in der Steiermark mit religiösen Gedenkstätten; Herausgabe zweier Zeitungen. 1986 Schaffung einer Gottscheer Heimatmesse. In den USA (bes. New York und Cleveland) und in Kanada (bes. Toronto und Kitchener) zahlreiche Vereinigungen und Klubs.

Literaturhinweis: W. Tschinkel, Wörterbuch der Gottscheer Mundart, 2 Bde., Wien 1973. M. Hornung, Deutsch-slowenische Interferenzerscheinungen bei der Ausbildung der Gottscheer Familiennamen, 1983.

R. Wolfram, Brauchtum und Volksglaube in Gottschee, Wien 1980. Zahlreiche volkskundliche Aufsätze von M. Kundegraber. Lautliche Untersuchungen von G. Lipold und N. Wolf. E. Petschauer, Das Jahrhundertbuch der Gottscheer, Wien 1980 (auch englische Ausgabe).