Zum 100. Geburtstag: Erinnerung an Maria Hornung
von Heike Arnold

Am 31. Mai 2020 jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag von Maria Hornung, der Mitbegründerin des Vereins der Sprachinselfreunde, dessen Aktivitäten sie als Vorsitzende von 1974 bis 2000 maßgeblich beeinflusste. Bis zu ihrem Tod am 26. Juni 2010 nahm sie als Ehrenvorsitzende mit viel Interesse und Engagement am Vereinsgeschehen teil.
Wie können wir als Vereinsvorstand das wissenschaftliche Lebenswerk von Maria Hornung anlässlich dieses Jubiläums gebührend würdigen? Zahlreiche Ehrungen zum 90. Geburtstag und ausführliche Nachrufe zum Tod im Jahre 2010 geben Zeugnis von ihrem breitgefächerten wissenschaftlichen Wirken und ihrer internationalen Wertschätzung[1]. Sie war es doch, die immer vorausschauend und initiativ als Universitätslehrerin, als Mitarbeiterin und Redaktorin des Wörterbuchs der bairischen Mundarten in Österreich in die Zukunft blickte, sorgenvoll bestimmte Entwicklungen kommentierte und begeistert neue wissenschaftliche Tendenzen aufgriff.
Ihr wissenschaftliches Wirken galt in erster Linie der Erforschung der Herkunft von Namen und Wörtern, der Entwicklung der gesprochenen Sprache und auch der Sprachnormierung. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeiten lag auf den Mundarten und ihrer Dokumentation in Wörterbüchern. Wichtige Anliegen waren ihr dabei die Sprachinseldialekte und der Erhalt der altertümlichen Mundarten, wobei der persönliche Kontakt mit den Menschen vor Ort zu ihren besonderen Stärken zählte.
Es wäre für Maria Hornung eine große Freude und Genugtuung gewesen, dass ihre jahrzehntelange durch Tonaufnahmen begleitete Feldforschung im Herbst 2018 in das Memory of Austria-Verzeichnis der UNESCO aufgenommen wurde. Das Korpus Tonaufnahmen österreichischer Dialekte 1951–1983, das im Rahmen einer Kooperation des Phonogrammarchivs der ÖAW und der sogenannten „Wörterbuchkanzlei“ der ÖAW entstand, wird derzeit in einem großangelegten Forschungsprojekt von Phonogrammarchiv und der Forschungsabteilung Variation und Wandel des Deutschen in Österreich (VaWaDiÖ) des ACDH und dem Forschungsschwerpunkt Deutsch in Österreich digitalisiert. Beide Einrichtungen führen mit innovativen Methoden die einstigen Forschungsschwerpunkte von Maria Hornung weiter. Die Digitalisate dieser Sprachinselaufnahmen werden zum Teil in linguistischen Forschungsprojekten an verschiedenen Universitäten ausgewertet.
Mit besonderer Genugtuung hätte Maria Hornung die Beiträge junger engagierter Wissenschaftler bei der interdisziplinären Tagung anlässlich des 45-jährigen Bestehens des Sprachinselvereins im Jahr 2018 mitverfolgt. Die dort vorgestellten unterschiedlichen Zugänge zur Forschung in und über Sprachinseln sowie die Erweiterung des Blickwinkels in Richtung Sprachsiedlungsforschung hätten zweifellos ihre Zustimmung gefunden. Wien, am 31.5.2020
[1] Ausführliche Darstellung ihres wissenschaftlichen Lebenswerks in: Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen. Hg. Von Ilse Korotin und Nastasja Stupnicki. Böhlau Verlag Wien 2018, Ingeborg Geyer: Hornung Maria, geb. Jechl, S. 398 - 406