Pladn / Sappada
Ostoberitalien, Prov. Belluno
Lage: 1200 bis 1250m Seehöhe im obersten Piavetal, südlich der Karnischen Alpen in der östlichsten Dolomitengruppe.
Gründungszeit: um 1270
Geschichte: Besiedlung nach Ausweis der Sprachwissenschaft aus dem Osttiroler Pustertal um Sillian-Heimfels (Villgraten, Tilliach, Kartitsch, Abfaltersbach). Veranlassung wohl durch die Grafen von Görz. Zunächst Bergwerksiedlung (Eisenabbau am Eisenberg / Monte Ferro, Verhüttung im benachbarten Öfen / Forni Avoltri), später bäuerliche Siedlung von Urhöfen ausgehend, aus denen 15 Einzeldörfer ("Heivilan") entstanden. Sommer- und bedeutender Winterfremdenverkehr.
Sprache: die deutsche Ostpustertaler Mundart ist für etwa 1000 von insgesamt 1500 Bewohnern noch die übliche Haussprache, daneben ist das Friaulische vielen geläufig. Schriftsprache in Ämtern, Kirche und Schule ist das Italienische. Die deutsche Schriftsprache ist durch zeitweise (ungenügende) Pflege im Unterricht und durch die von Österreich aus empfangenen Medien bekannt, wird aber im schriftlichen Verkehr von den meisten aus Unsicherheit gemieden.
Ortsnamen: der größte Teil der Namen ist deutscher Herkunft: Pill=Bühel, Prunn=Brunnen, Moss="Moos", sumpfige Gegend. Sappada ist romanischer Herkunft und bedeutet Holzschlag, eingedeutscht als Zepoden gilt es für den höchst gelegenen Ortsteil Cima Sappada; Pladen (mundartl. Plodn) ist vom mittelhochdeutschen Namen des Piaveflusses herzuleiten (die Schreibung Bladen ist irrig, sowohl etymologisch als auch der Aussprache nach).
Volkskultur: Hausbau und Arbeitsgeräte sind nach Pustertaler Art gestaltet. Eindrucksvolle Fasnachtbräuche mit der Leitfigur "der rollate Lotter", auffallende bildnerische Begabung fürs Holzschnitzen und Malen.
Kulturpflege: Ethnologisches Museum; Volkstanzgruppe "Holzhockar".
Bedeutung: besonders gut erhaltene Altmundart aus dem Pustertal, deren Weiterleben bei entsprechender Pflege durchaus möglich erscheint. Der Lehnwortschatz aus dem Romanischen ist gering, aber wegen seiner Vielschichtigkeit interessant.
Literatur: M. Hornung, Wörterbuch der deutschen Sprachinselmundart von Pladen / Sappada in Karnien (Italien), Wien 1972, dieselbe: Pladner Wörterbuch / Glossario Sappadino, Wien 1995. Von der Verf. zahlreiche Aufsätze über Namenwelt, Lehnwörter und Volkskultur.
G. Fontana, Addio vecchia Sappada, Feltre 1966 u. Guida turistica.