Sprachinsel in Siebenbürgen (Rumänien)

Hermannstadt / Sibiu (Rumänien), Foto: siehe Impressum
Hermannstadt / Sibiu (Rumänien), Foto: siehe Impressum

Die "Landler" in Siebenbürgen

Rumänien

Lage: in der Nähe von Hermannstadt/Sibiu, im südlichen Siebenbürgen: im 1951 in die Stadt eingemeindeten Neppendorf/Turnisor, in Großau/Cristian und Großpold/Apoldul de Sus.

Geschichte: unter Kaiser Karl VI. und Kaiserin Maria Theresia wurden aus Oberösterreich südlich der Donau, dem sog. "Landl", glaubenstreue Protestanten ("Transmigranten") in mehreren Schüben in diesen Raum zwangsumgesiedelt. Es kamen aber auch Gruppen aus dem Ennstal (Steiermark) und aus dem Unterdrautal in Kärnten (Raum Spittal, Paternion) hinzu, auf die ebenfalls die Benennung "Landler" übertragen wurde. Nach der Abtretung Siebenbürgens von Österreich-Ungarn wurden sie nach dem Ersten Weltkrieg rumänische Staatsbürger. Noch heute unterscheiden sich die Landler in Mundart, Tracht und Brauchtum deutlich von den Siebenbürger Sachsen (Moselfranken) neben den Rumänen. Zu den Herkunftsräumen und heutigen Siedlungsgebieten sowie den Bevölkerungszahlen vgl. die Skizzen .

Sprache: die Landler-Mundarten haben ihren bairisch-österreichischen Charakter gut bewahrt, sind vorwiegend mittelbairisch mit gewissen südbairischen Einflüssen. Im Wortschatz gibt es Entlehnungen aus dem Siebenbürgisch-Sächsischen wie zu geringem Teil aus dem Rumänischen. Daneben lernen sie in der Schule die deutsche Schriftsprache und das Rumänische und beherrschen auch im Verkehr mit den Siebenbürger Sachsen deren westmitteldeutsche Dialekte.

Namen: die Familiennamen entsprechen jetzt noch denen des Herkunftsgebietes, z.B. Reisenauer, Liebhart, Piringer.

Volkskultur: das Leben der Landler ist durch tiefe Religiosität gekennzeichnet. Der evangelische Pfarrhof ist das geistige Zentrum jedes Ortes. Die Sachkultur ist stark von Rumänien her geprägt. Die Trachten (Männer- und Frauentrachten mit Varianten für Jahreszeiten und Anlässe) sind im Gegensatz zu den bunten rumänischen und weiß gehaltenen siebenbürgischen in schlichtem Schwarz gestaltet (Edelweißmotiv usw.).

Literaturhinweis: H. Klima: Siebenbürgische Mundarten, Sächs. Akad. d. Wiss., Leipzig, phil.-hist. Kl. Bd. 104/3, Berlin 1959 u. viele andere Aufsätze;

A. Obernberger, Die Mundart der siebenbürgischen Landler, Marburg 1964;

E. Buchinger, Die "Landler" in Siebenbürgen, München 1980.

Bottesch, Martin / Grieshofer, Franz / Schabus, Wilfried (Hrsg.) (2002): Die siebenbürgischen Landler. Eine Spurensicherung. Band in zwei Teilen. Wien: Böhlau. [ISBN 3-205-99415-9] [967 S.] [Wichtig!]

 

Schabus, Wilfried (1996): Die Landler. Sprach- und Kulturkontakt in einer alt-österreichischen Enklave in Siebenbürgen (Rumänien). Wien. (= Beiträge zur Sprachinselforschung 13) [ISBN 3-85361-009-9]

 

Schabus, Wilfried (1999): Emblematisierung der Dialekte und Sprachpolitik in den landlerisch-sächsischen Dörfern Siebenbürgens. In: Tatzreiter, Herbert / Hornung, Maria / Ernst, Peter (Hrsg.): Erträge der Dialektologie und Lexikographie. Festgabe für Werner Bauer zum 60. Geburtstag. Wien: Edition Praesens 1999. S. 395-420.

 

Schabus, Wilfried (2000): Landlertexte. Eine Beschreibung der siebenbürgischen Landlermundarten auf der Grundlage von Tonaufnahmen. In: POHL, Heinz Dieter (Hrsg.): Sprache und Name in Mitteleuropa. Festschrift für Maria Hornung. Wien: Edition Praesens 2000. S. 93-115.

 

Schabus, Wilfried (1992): Die Landler von Großpold. Kärntner Vertriebene in Rumänien. In: Carinthia. Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. Jg. 182. Klagenfurt, S. 417-440.