Ostoberitalien, Prov. Vicenza
Lage: Plateau von Asiago, durchschnittlich 100m hoch, von Brenta und Astico umflossen, nördlich der Stadt Vicenza.
Gründungszeit: um 1100
Herkunft: Westtirol (Ötztal, Außerfern) und angrenzendes Oberbayern (Loisachtal).
Geschichte: hochprivilegierte, autonome "Bauernrepublik" innerhalb des venezianischen Staates bis zur Zeit Napoleons; bis 1866 Teil der Österr.-ungar. Monarchie, seither bei Italien.
Sprache: älteste deutsche Außenmundart westtirolischer Prägung mit alemannischen Einflüssen. Die Bezeichnung "zimbrisch" (cimbro) beruht auf einer Herkunftssage der Renaissancezeit. Sie sollte eine Erklärung geben für das befremdende Vorhandensein einer germanisch-deutsch geprägten Sprachform inmitten einer romanischen Umgebung. In ähnlicher Weise werden auch die Bewohner der Walser Siedlungen in Westoberitalien als "teutoni" bezeichnet. Heute hat sich die deutsche Haussprache auf ein ganz eng umgrenztes Teilgebiet um Roana/Rowan zurückgezogen. Der Hauprort Asiago/Sleg(h)e und die anderen Gemeinden sind völlig italianisiert. Neben der italienischen Schriftsprache wird die venezianische Landmundart gebraucht. Die zimbrisch-deutsche Mundart hat seit der Zeit ihrer Blüte den Rang einer Schriftsprache erreicht, der durch gedruckte Werke (zimbrischer Katechismus, Predigtliteratur, Gelegenheitsdichtungen) dokumentiert wird.
Ortsnamen: vordeutscher Herkunft, im deutschen Munde umgeformt: z.B. altes Axiliacum (aus einem Personennamen) zu ital. Asiago, deutsch Slege; altes Gallidum zu ital. Gallio, deutsch Gelle (mit Umlaut). Flur- und Bergnamen sind deutsch-bairisch.
Kultupflege: "Istituto della lingua cimbra A. dal Pozzo" in Roana mit Museum. Zeitschrift: Quaderni di cultura Cimbra, Roana 1978ff. Comunità Montana dell'Altopiano, Asiago. Zimbern Kuratorium - Curatorium Cimbricum Bavarense, Landshut, Cimbernland 1983ff.
Bedeutung: älteste lebendige Sprachform des Deutschen, dem Neuhochdeutschen wohl zuzuordnen, jedoch mit vielen Zügen des Alt- und Mittelhochdeutschen; hat sonst schon gänzlich verlorengegangenen Wortschatz bewahrt. Starke Vermischung mit dem Romanischen von hohem wissenschaftlichem Interesse. Erhaltung dieser einzigartigen Sprachform für das Gesamtdeutsche von höchster Bedeutung.
Literaturhinweis: J.A. Schmeller, Cimbrisches Wörterbuch, Wien 1855.
E. Kranzmayer, Laut- und Flexionslehre der deutschen zimbrischen Mundart, Wien 1981, und Glossar, Wien 1985.
U. Martello-Martalar, Dizionario della Lingua cimbra, Vicenza 1974; 2. parte Roana-Vicenza 1985.
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