Sprachinsel Tischelwang / Timau

Blick auf Tischelwang / Timau (Friaul); Quelle: siehe Impressum
Blick auf Tischelwang / Timau (Friaul); Quelle: siehe Impressum

Tischelwang / Timau

Ostoberitalien, Prov. Udine

Lage: im Tal des But, einem Tagliamentozufluß, am Südfuß des Plöckenpasses (Karnische Alpen) in 821m Seehöhe, Friaul-Karnien

Gründungszeit: um 1200, erste Nennung 1234.

Geschichte: der in verkarsteter Hochgebirgslandschaft (Karnische Alpen) gelegene Ort mußte nach Naturkatastrophen zweimal an anderer Stelle neu aufgebaut werden. Seine äußeren Geschicke sind durch den Paßübergang nach Kärnten bestimmt, seine inneren durch das Quellenheiligtum zum "Alten Gott" (nach dem antiken Flußgott Timavus, dem der Ortsname Timau zugeordnet ist), das verchristlicht zu einer weithin bekannten Wallfahrtsstätte wurde. Lange Zeit beherrschten Knappen das Ortsbild. Die deutsche Besiedlung aus dem Kärntner Gailtal und dem Weißenseegebiet ist mundartkundlich und urkundlich belegbar. Seit 1866 gehört Tischelwang zu Italien. Um 1880 1000, heute 600 Einwohner. Im Ersten Weltkrieg war der Ort im Frontgebiet, die Ortsbewohner wurden z.T. evakuiert. Maria Plozner-Mentil, die wie viele Frauen aus Karnien für die italienischen Truppen Munition zum Paß schleppte, starb als Heldin. Politisch gehört Timau heute zur nächsten Gemeinde im Buttal Paluzza. Viele Ortsbewohner sind als Saisonarbeiter heute im Ausland tätig.

Sprache: die deutsch-kärntnerische Hausmundart schien vor einigen Jahrzehnten zu schwinden, ist aber wiedererstarkt. Die Umgangssprache ist friaulisch, die Schriftsprache italienisch. Trotz privater deutscher Sprachkurse und eines eingeschränkten Deutschunterrichtes in der Hauptschule kein wirkliches Nahverhältnis zur deutschen Schriftsprache.

Ortsnamen: Tischelwang, älter Teschelwang war ursprünglich Flurname: Wiesenhang, auf dem das (Hirten-) täschelkraut (lat. Capsella bursa pastoris) wächst. Zahlreiche deutsche Flurnamen neben alten romanischen. Die Familiennamen, wie Unfer, Plozner, Primus weisen nach Kärnten.

Volkskultur: das Ortsbild wirkt italienisch, die geistige Kultur mit Lied, Tanz und Volksschauspiel ist eine glückliche Mischung zwischen Altkärntner Traditionen und friaulischen Einflüssen.

Kulturpflege: sehr reger Kulturverein: http://www.taicinvriaul.org; ausgezeichneter Chor, Kindertanzgruppe "is guldana Pearl" (das goldene Bärlein); Zeitung: "asou geats" (so geht es) im Ortsdialekt sowie friaulisch und italienisch; Tischlbongara Piachlan - quaderni di cultura timavese", regelmäßig hgg. seit 1997

Literaturhinweis: I. Geyer, Die deutsche Mundart von Tischelwang in Karnien (Italien), Wien 1984. B. Petris, Tischlbong, Tamau, Timau, Udine 1980.

E. Kranzmayer, Der alte Gott von Tischelwang am Plöckenpaß, Wien 1968 (seit 1986 auch ital. Sprache.

A. Gasser/I.Geyer: Wörterbuch der deutschen Mundart von Tischelwang/Timau. Edition Praesens 2002.