Oberösterreicher in der Ukraine
Deutsch Mokra (seit 1945 Komsomolsk) liegt im schmalen Tal der Mokrjanka südlich der Wasserscheide der Waldkarpaten auf ca. 600 Metern Seehöhe im Departement Transkarpatien in der südwestlichen Ukraine. "Mokra" ist ruthenisch und bedeutet soviel wie "nasse Gegend".
Als der Ort im Jahre 1775 von 100 Salinenarbeitern aus dem Salzkammergut angelegt wurde, gehörte das Gebiet zum ungarischen Komitat der Marmarosch. Die hierher emigrierten Katholiken aus dem Lande ob der Enns ließen sich von der ungarischen Hofkammer freiwillig hierher anwerben, allerdings nicht, ohne sich vorher gute Vertragsbedingungen ausgehandelt zu haben. Dazu gehörten auch gewisse Privilegien, wie etwa die Betreuung durch eigene, vom Ärar besoldete Pfarrer und Schulmeister.
Das alles sagte man ihnen zu, weil man sie dringend brauchte. Denn etwa 70 km südlich von Mokra gab es in der Theißebene bei Szlátina (Solotvyno) bedeutende Salzvorkommen, und die Salzgewinnung gehörte zu den einträglichsten Monopolen der damaligen Herrscher. Doch die Stützwerke der Steinsalzgruben sowie der Salztransport auf Flößen waren mit einem enormen Holzbedarf verbunden. Aus den Bergen um Deutsch Mokra, wo es noch dichte Wälder gab, sollten die wegen ihrer beruflichen Fähigkeiten in der ganzen Donaumonarchie bekannten Salinenarbeiter aus dem Salzkammergut das Holz zur fernen Grube flößen. Bis heute steht in Mokra und der 1815 zehn Kilometer weiter flußabwärts gegründeteten Tochtersiedlung Königsfeld/Ustj Tschorna alles im Zeichen der Holzwirtschaft.
1930 zählte der Ort knapp über 1.000 Einwohner, von denen 840 Nachkommen der altösterreichischen Zuwanderer aus Ebensee, Ischl und Goisern waren und für die ihr salzkammergutlerischer Herkunftsdialekt das Kommunikationsmedium nicht nur der privaten, sondern auch fast aller öffentlichen Domänen war. Heute leben hier, bedingt durch die massive Abwanderung nach Deutschland, nur noch insgesamt 15 Dialektsprecher.
Zur aktuellen Situation in Deutsch Mokra s.u. Sprachinseln
Literaturhinweise:
SCHABUS, Wilfried: Die Landler. Sprach- und Kulturkontakt in einer alt-österreichischen Enklave in Siebenbürgen (Rumänien). Wien: Edition Praesens 1996. (Mit Exkursen zum Mokraner Dialekt)
Schabus, Wilfried (1999): Oberösterreicher in der Ukraine. Kurzcharakteristik der autochthonen Dialekte der vom Salzkammergut aus besiedelten Enklaven Deutsch Mokra und Königsfeld in Transkarpatien, Ukraine. In: Wiesinger, Peter / Bauer, Werner / Ernst, Peter (Hrsg.): Probleme der oberdeutschen Dialektologie und Namenkunde. Beiträge des Symposions zum 100. Geburtstag von Eberhard Kranzmayer. Wien 1999. S. 199 – 222.
Schabus, Wilfried (2000): Die deutschen Dialekte von Deutsch Mokra und Königsfeld (Transkarpatien, Ukraine). In Greule, Albrecht / Scheuerer, Franz / Zehetner, Ludwig (Hrsg.): Vom Sturz der Diphthonge. Beiträge zur 7. Arbeitstagung für bayerisch-österr. Dialektologie in Regensburg, Sept. 1998 (=Tübinger Beiträge zur Linguistik 450), S. 231-240.
Schabus, Wilfried (1996): Die Landler. Sprach- und Kulturkontakt in einer alt-österreichischen Enklave in Siebenbürgen (Rumänien). Wien. (= Beiträge zur Sprachinselforschung 13) [ISBN 3-85361-009-9]
SCHMID-EGGER, Hans (Hg.): Deutsch-Mokra-Königsfeld. Eine deutsche Siedlung in den Waldkarpaten. Volkskundliche Darstellung, aufgrund der Sammlungen von Anton F. Zauner. 2. Aufl. Stuttgart: Hilfsbund Karpatendeutsche Katholiken 1979.