Sprachinsel Fersental / Valle del Fersina

Trentino & Veneto

Sprachinsel Lusérn / Luserna

Trentino & Veneto

Sprachinsel Sieben Gemeinden / Sette Comuni

Dom von Asiago (Trentino & Veneto)

Sprachinsel Dreizehn Gemeinden / Tredici Comuni

Blick auf Giazza/Ljetzan (Trentino & Veneto)

Sprachinseln Plad / Sappada

Fotoquelle: www.sappada.it (Friaul)

Sprachinsel Zahre / Sauris

Gemeindehaus Sauris / Zahre; Quelle: siehe Impressum
Gemeindehaus in Sauris / Zahre (Friaul) Foto: siehe Impressum

Sprachinsel Tischelwang / Timau

Blick auf Tischelwang / Timau (Friaul); Quelle: siehe Impressum
Blick auf Tischelwang / Timau (Friaul); Quelle: siehe Impressum

Sprachinsel Gottschee / Kocevje

Gymnasium Gottschee (Slowenien); Quelle: siehe Impressum
Gymnasium Gottschee (Slowenien); Quelle: siehe Impressum

Sprachinsel in Siebenbürgen (Rumänien)

Hermannstadt / Sibiu (Rumänien), Foto: siehe Impressum
Hermannstadt / Sibiu (Rumänien), Foto: siehe Impressum

Sprachinsel in Übersee (Tiroler in Südamerika)

Museum Schlafferer in Pozuzo/Peru, Foto: siehe Impressum
Museum Schlafferer in Pozuzo/Peru, Foto: siehe Impressum

Sprachinsel der Walser

Walsergemeinde Juf, höchstgelegenes Dorf in Europa, Foto: siehe Impressum
Walsergemeinde Juf, höchstgelegenes Dorf in Europa, Foto: siehe Impressum

Warum wurden Sprachinseln gegründet?

Zur Entstehung von Sprachinseln kam es aus vielerlei Gründen. So etwa durch obrigkeitliche Verfügungen, wenn der Landesherr auf Grund von strategischen und wirtschaftlichen Überlegungen (Grenzsicherung, Urbarmachung, Bergbau usw.) eigene Untertanen in ein oft frisch erworbenes Areal entsandte, wie das bei mittelalterlichen Gründungen der Fall war. Um konfessionspolitisch bedingte Zwangsverschickungen wiederum handelte es sich bei den protestantischen Landlern in Siebenbürgen. In anderen Fällen wurden Siedler von fremden Behörden angeworben, so etwa im Falle von Deutsch Mokra in den Waldkarpaten, wohin die ungarische Hofkammer der Marmarosch unter Gewährung von Privilegien tüchtige Salinenarbeiter aus dem Salzkammergut holte, die hier das zur Aufrechterhaltung des Salzhandels notwendige Flößholz gewinnen sollten.

Im Mittelalter

Vom bairisch-österreichischen Sprachgebiet aus wurden im Mittelalter in den benachbarten Grenzlandschaften Siedlungen gegründet mit vorwiegend Westtiroler Siedlern:

Sieben Gemeinden/Sette Communi bei Vicenza/Oberitalien (um 1100)

Folgaria, Lavarone /Oberitalien (1220), von dort aus die Tochterkolonie Lusern/Luserna /Oberitalien bei Trient (16.Jh.)

Dreizehn Gemeinden/Tredici Communi (Giazza) bei Verona/Oberitalien (1280)

mit Siedlern aus Tirol und deutschsprachigen Gemeinden des Trentino:

Fersental bei Trient/Oberitalien (1250-1330)

mit Siedlern aus dem Herrschaftsgebiet der Görzer, besonders aus dem Osttiroler, Hochpustertaler und Oberkärntner Raum:

Pladen/Sappada Oberitalien (13.Jh.)

Zahre/Sauris Oberitalien (13.Jh.)

Tischelwang/Timau Oberitalien (um 1240)

Zarz/Sorica und Dt.Ruth in Slowenien (1200-1250)

Gottschee in Slowenien (1325-1360)

mit Siedlern vorwiegend aus dem mittelbairischen Raum, z.B.: Budweis, Brünn, Wischau in Tschechien (13.Jh.)

 

In der Neuzeit

Sehr geschlossene Gemeinschaften bilden hingegen die nach urchristlichen Vorgaben in Bruderhöfen organisierten Hutterer im amerikanisch-kanadischen Grenzgebiet von Dakota und Manitoba. Die einst von dem Südtiroler Jakob Huter (1539 in Innsbruck als Ketzer verbrannt) zu einer Kirche vereinten Anabaptisten flüchteten im 16. Jh. von Tirol nach Südmähren und später in die westliche Slowakei (hier "Habaner" genannt), wo sie unter Maria Theresia größtenteils zwangskatholisiert wurden. Die durch religiöse Verfolgungen zu einer Art "Wandersprachinsel" gewordene religiöse Minderheit überlebte auf einem nach Siebenbürgen geflüchteten Bruderhof, wo die von ihrer Auflösung bedrohte Gruppe durch hierher deportierte Protestanten aus Kärnten eine entscheidende Verstärkung erfuhr und 1756 ins südliche Rußland weiterwanderte. Die Ausreise nach den USA erfolgte nach 1871, als die neue Staatsführung Rußlands auch die Hutterer der Militärpflicht unterwerfen wollte, was mit ihren religiösen Grundsätzen unvereinbar ist. Bis heute ist bei den Hutterern der Gebrauch der deutschen Sprache ein wesentliches Moment ihres religiösen Selbstverständnisses.

Neuzeitliche Sprachinseln in Übersee wurden ab dem 16.Jh. in Südosteuropa und ab dem 19.Jh. gegründet.

In der Neuzeit entstanden österreichisch-bairische Sprachinseln in Ost- und Südosteuropa, so etwa im 18. Jh. die drei Dörfer der aus Oberösterreich und Kärnten stammenden protestantischen " Landler " in Siebenbürgen (heute Rumänien) oder die von katholischen Auswanderern aus dem oberösterreichischen Salzkammergut gegründete Waldarbeitersiedlung Deutsch Mokra im damals ungarischen Komitat der Marmarosch (heute Transkarpatien, westliche Ukraine). Ab dem 19. Jh. kommt es schließlich auch zur Gründung von österreichischen Sprachinseln in Übersee. Als Beispiele seien die Colônia Tirol in Espirito Santo, Brasilien, genannt sowie das von tirolischen (und rheinländischen) Emigranten angelegte Pozuzo im peruanischen Regenwald oder die erst in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts entstandenen Siedlungen Carlos Pfannl in Paraguay und Dreizehnlinden /Treze Tilias in Santa Catarina, Brasilien (die eine von Niederösterreichern aus dem Waldviertel, Oberösterreichern und Deutschsprachigen anderer Herkunft, die andere vorwiegend von Tirolern, Vorarlbergern, Oberösterreichern und Wienern angelegt). Die in die USA, vornehmlich nach Chicago ausgewanderten Burgenländer bilden indes keine Siedlungsgemeinschaften gemäß der unter dem Stichwort Sprachinseln zitierten Definition.

Besonders starke Werbeimpulse (sog. pull-Faktoren ) gingen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts von einigen südamerikanischen Ländern aus, die wenige Jahrzehnte zuvor von den Kolonialmächten politisch unabhängig geworden waren und jetzt zur wirtschaftlichen Erschließung ihrer Länder einsatzfreudige Siedler brauchten. Auf eine große Emigrationsbereitschaft stieß der im Auftrag der peruanischen Regierung handelnde, aus Hessen stammende Agent damals in Tirol, wo viele Handwerker und weite Teile der bäuerlichen Bevölkerung wirtschaftlich völlig verarmt waren (sog. push-Faktoren ). Eine Auswanderung in das damals schon nicht mehr so einwanderungsbedürftige Nordamerika kam für Mittellose aber oft schon wegen der teuren Schiffspassage dorthin nicht in Frage. Deshalb begaben sich im Jahre 1857 200 Tiroler begeistert auf eine fast bargeldlose Reise zu den ihnen versprochenen Ländereien am Fluß Pozuzo in Peru. Hier gedachte man, in der Neuen Welt "dem verderblichen Einflusse" des protestantischen Nordamerika entgegenzuwirken und mit Pozuzo den "ersten Kern einer wahrhaft katholischen Kolonisation" zu gründen. Als man zwei Jahre später nach einer entbehrungsreichen Reise in einem Frachtensegler auf der gefährlichsten Seeroute der Welt um das Kap Hoorn herum und einer darauf folgenden strapaziösen Expedition über die riesigen Gebirgsketten der Anden endlich den Pozuzo erreicht, hatte man zwar fruchtbares Pflanzland gewonnen, doch ließ die völlig isolierte Lage der Kolonie im entlegenen Urwaldgebiet eine rentable Vermarktung der Produkte bis in unsere Tage herauf nicht zu. (Neuerdings exportiert man auf einer immer noch problematischen Straßenverbindung Lebendvieh in die peruanische Hauptstadt Lima).

Brasilien zog schon in den zwanziger Jahren des 19. Jhs. zahlreiche Europäer an, darunter auch viele Tiroler, die sich als Söldner für das Bataillon Kaiser Pedros I. anwerben ließen. Sie wurden mit dem Hinweis angeworben, daß die Gemahlin des Kaisers, die Habsburgerprinzessin Leopoldine, ja eine "Landsmännin" von ihnen sei (sie starb 1826). Zu einer verstärkten bäuerlichen Zuwanderung kam es aber auch hier erst nach 1850, als Brasilien die Einfuhr von afrikanischen Sklaven aufgeben mußte und deshalb auf den Ersatz durch andere Landarbeiter angewiesen war, um den Fortbestand der für das Land damals überlebenswichtigen Kaffeeproduktion sicherzustellen. Eine heute noch existierende Tiroler Sprachinsel aus dieser Zeit ist die Colônia Tirol de Santa Leopoldina in Espirito Santo.

Der gute Ruf Brasiliens als Einwanderungsland bewog auch noch in den wirtschaftlichen Notzeiten unseres Jahrhunderts viele Österreicher zur Emigration. Zwischen 1933 und 1938 wanderten insgesamt etwa 800 Tiroler, Vorarlberger und Personen aus anderen Bundesländern nach Santa Catarina aus und legten hier die Siedlung Dreizehnlinden/Treze Tilias an. diese Gründung geht auf eine Initiative von Andreas Thaler zurück, der vorher österreichischer Landwirtschaftsminister gewesen war. Er stammte aus der Wildschönau bei Wörgl. Heute ist Dreizehnlinden ein prosperierendes agrarisches Siedlungsgebiet mit einem städtischen Zentrum.