Sprachinsel Zahre / Sauris

Gemeindehaus Sauris / Zahre; Quelle: siehe Impressum
Gemeindehaus in Sauris / Zahre (Friaul) Foto: siehe Impressum

Zahre / Sauris

Ostoberitalien, Prov. Udine

Lage: 1213 - 1362m Seehöhe, erreichbar durch die Lumieischlucht von Ampezzo (zwischen Tagliamento und Lumiei), Friaul-Karnien.

Gründung: nach Ausweis der Sprachwissenschaft um 1250 aus dem Osttiroler Pustertal um Sillian - Heimfels, aus demselben Gebiet wie die Sprachinsel Pladen (s.d.), ebenfalls auf Grund Görzischer Besiedlungspolitik. Drei Kirchdörfer, deren Patrozinien in den genannten Raum weisen, in der Unterzahre / Sauris di Sotto eine alte Wallfahrt zum Hl. Oswald (Pestheiliger, Viehpatron). Das vierte Kirchdorf La Maina fiel einem Stausee zum Opfer.

Sprache: die deutsche Haussprache ist ein Altosttiroler Dialekt, der dem von Pladen sehr ähnlich ist, sich aber von jenem durch einige auf etwas frühere Besiedlung hinweisende Merkmale sowie durch stärkere Romanisierung deutlich unterscheidet. Das Friaulische ist Umgangssprache, das Italienische Schriftsprache. Zur deutschen Schriftsprache besteht kein Nahverhältnis. Die Bevölkerung, in ständigem Rückgang begriffen, zählte um 1880 noch 800, 1979 rund 500 Einwohner, davon ca. die Hälfte mit deutscher Haussprache. Ansätze zu Industrie und Fremdenverkehr sind vorhanden.

Ortsnamen: der Name Zahre sowie auch sein friaulisches Pendant Sauris gehen gemeinsam auf illyr. +Savira "Flußlauf" zurück. Abgesehen von einigen romanischen Namen wie Lateis aus +Latins "Lateiner" gibt es sehr viele deutsche Namen wie die Bergnamen Vesperkofel oder Morgenleite. Charakteristisch sind die Familiennamen Minigher (zu Dominikus), Schneider und Petris.

Volkskultur: Ortsbild und bäuerliche Lebenswelt sind eine Mischung aus Alttiroler und friaulischen Elementen. Die beiden Kirchen in der Unterzahre wie in der Oberzahre besitzen wertvolle gotische Flügelaltäre aus dem Pustertal (Nikolaus v. Bruneck 1524, Michael Parth 1551). Die Bevölkerung ist sehr musikalisch und hat einige Dialektdichter hervorgebracht.

Kulturpflege: Kulturverein "Circolo culturale Saurano", Ortszeitschrift "De Zahre reidet", ausgezeichneter Chor unter der Leitung des Pfarrers; Volkskunde-Museum Literatur: zahlreiche sprachwiss. Aufsätze von N. Denison, Graz. Dialektlyrik: Ferdinand Polentarutti, Liedlan in der Zahrer Sproche, 1890;

Fulgenzio Schneider, Geschichtliche Erinnerungen