Sprachinsel Gottschee / Kocevje

Gymnasium Gottschee (Slowenien); Quelle: siehe Impressum
Gymnasium Gottschee (Slowenien); Quelle: siehe Impressum

Zarz / Sorica und Deutschrut / Rut

Slowenien

Lage: an den südlichen Ausläufern der Julischen Alpen; Zarz: 880m hoch im Quellgebiet der Selzacher Zeier (Selska sora), die zur Save fließt; Deutschrut: 676m hoch im Quellgebiet der Fetsche (Baca), die dem Isonzo zufließt.

Gründungszeit: vor 1200

Geschichte: auf freisingischem Territorium durch freisingische Untertanen des Hochstiftes Innichen (heute S. Candido) im Pustertal besiedelt. Maßgebliches Zentrum des freisingischen Skofja Loka (Bischoflack). Die beiden sprachlich und kulturell engst verwandten Inseln sind durch einen Paßübergang getrennt, wurden später verschiedenen politischen Räumen zugeordnet, sodaß sich in Deutschrut zeitweise ein gewissen italienischer Einfluß geltend machte, in Zarz nur slowenischer. Schon um 1880 war das Deutschtum so geschwächt, daß eine damalige (noch österreichische) Schulinspektion einen Deutschunterricht nicht mehr für nötig befand. 1918 kamen beide Inseln an Jugoslawien. 1973: Zarz 402 Ew.; Rut 170 Ew.

Sprache: der Kärntner Sprachforscher Primus Lessiak begann schon um 1900 mit der sprachwissenschaftlichen Bestandaufnahme der hochinteressanten Pustertaler Altmundarten, die über acht Jahrhunderte im slowenischen Raum erhalten geblieben waren, später mit Hilfe von E. Kranzmayer. Während eine Grammatik und ein Wörterbuch in jahrzehntelanger Arbeit gediehen, ging das deutschmundartliche Sprachleben unter, zuerst in Rut, später in Zarz, wo in Huben / Danje noch um 1940 deutsch gesprochen wurde. Die Bevölkerung verfügt heute über einige hundert deutsche Wörter, die teilweise dem Slowenischen als Lehnwörter eingegliedert werden.

Bedeutung: die Erforschung dieser beiden alten Sprachinseln aus dem Pustertal hat wertvolle Aufschlüsse über das Tiroler Sprachleben des Hochpustertales vor 1200 geliefert; Querverbindungen zu anderen alten Sprachinseln ließen sich aufzeigen.

Namen: zahlreiche Berg- und Flurnamen sind noch deutsch (Gront, Roteck usw.), viele Familiennamen verraten die deutsche Herkunft: Kostner, Eberle, Fidler, Ekar (Egger), manche sind schon mit slowenischen Vorwörtern und Endungen versehen: pri Tolerju (beim Taler), pri Stodlarju (beim Stadler), pri Bognarju (beim Wagner).

Literaturhinweis: P. Lessiak - E. Kranzmayer, Die deutsche Mundart von Zarz. A: Grammatik, Weimar 1944.

Wörterbuch der deutschen Sprachinselmundart von Zarz/Sorica und Deutschrut/Rut in Jugolslawien von E. Kranzmayer und P. Lessiak, hg. von M. Hornung und A. Ogris, Klagenfurt 1983.